Ausgabe 22 – Dezember 2001
- Für Einzelpersonen: CHF 36.00 (PDF-Version ist nicht zur Weiterverbreitung berechtigt)
- Für Organisationen: CHF 98.00 (PDF-Version ist zur internen Weiterverbreitung berechtigt)
Menschen sterben. Das gehört zum Leben. Darin sind sich die Menschen aller Zeiten und Kulturen gleich. Die einen sterben früher, die andern später. Die einen sterben rasch, die andern in einem sich länger hinziehenden Prozess. Die einen sterben einen sogenannten natürlichen Tod, während andere Opfer eines Unfalls oder eines Krieges werden. Daran hat sich nicht viel geändert. Daneben gibt es aber Faktoren, die das Sterben in unserer heutigen westlichen Gesellschaft besonders prägen und unseren Umgang mit dem Sterben, unser Empfinden ihm gegenüber anders sein lassen als in früheren Zeiten.
Drei Faktoren fallen besonders ins Gewicht. Erstens: Menschen sterben heute häufig als Hochbetagte. In der Stadt Zürich z. B. liegt das Lebensalter, in dem die grösste Zahl von Menschen stirbt, bei 86 Jahren! Die Errungenschaften der Medizin haben das Phänomen der Langlebigkeit ermöglicht. Damit einher geht allerdings, dass viele Menschen erst nach einem (im Vergleich zu früher) langen Prozess des Krankseins und der Pflegebedürftigkeit sterben und vorher vielleicht noch einige Zeit mit fortschreitender Demenzerkrankung in einem Pflegeheim verbringen. Zweitens: Sterben ist stark medizinalisiert worden. Früher hatte der Arzt keine so zentrale Funktion im Prozess des Sterbens. Heute hingegen spielt er – zusammen mit dem Pflegepersonal – oft die entscheidende Rolle. Sterben wird in hohem Masse von medizinischen Gesichtspunkten dominiert, zumal es der (Intensiv-)Medizin möglich ist, den Zeitpunkt des Todes immer mehr hinaus zu schieben. Drittens: Die Mehrheit der Menschen stirbt heute nicht mehr zu Hause in ihrem alltäglichen sozialen Lebensumfeld, sondern in Spitälern und Heimen. Man kann von einer Institutionalisierung des Sterbens sprechen.
Zwar wollen heute die meisten Menschen möglichst lange leben. Trotzdem fürchten sich viele davor, einmal in einem Spital zum Objekt nutzloser Lebens- und Leidensverlängerung gemacht und so einer technischen Entwürdigung beim Sterben ausgesetzt zu werden. Die Vorstellung einer Entwürdigung beim Sterben dürfte für viele schlimmer sein als der Gedanke an das Sterben selbst. Auf dem Hintergrund der genannten Rahmenbedingungen heutigen Sterbens und der damit verbundenen Ängste erhebt sich seit einiger Zeit die Forderung nach einem «würdevollen Sterben», nach einem «Sterben in Würde». Daran knüpft die Diskussion über Sterbehilfe an, die in neuster Zeit auf ein breites Echo stösst.
Gilt für die Ausgaben Nr. 0 bis 93:
- Für Einzelpersonen: Ein Exemplar des Buches «Gutes Leben – gutes Sterben» von Denise Battaglia und Ruth Baumann-Hölzle (Hrsg.) im Wert von CHF 34.– ist gratis inbegriffen.
- Für Organisationen: Ein Exemplar des Buches «Ethikwissen für Fachpersonen» von Christof Arn und Tatjana Weidmann-Hügle (Hrsg.) im Wert von CHF 38.– ist gratis inbegriffen.